Referat: Der gemeine Mehlwurm, genannt Emil

Heute wollen wir das possierlichste Tierchen, dessen Lebensraum das weltumspannende Net ist, einmal näher betrachten. Sein Name ist Emil.

Emil ist in der Lage binnen weniger Sekunden um die Welt zu reisen. Wie macht er das nun? Es ist recht einfach: Wir sagen ihm zu welchem Futterplatz er reisen soll um erfreut empfangen zu werden. Ähnlich wie bei Fanpost, die wir gewissenhaft beantworten braucht Emil eine genaue Angabe zu welchem Futterplatz er reisen soll. Auf dem antiken Postweg würde die Anweisung ergehen:

An
Anton N. A. Logbuch
Neandertal 1
Klemmbach an der Wumme

Um Emil auf den Weg zu schicken würde die Anweisung so aussehen:

Anton.Logbuch@haus1.neandertal.klemmbach.de

In der Angabe des Futterplatzes sind keine Leerzeichen erlaubt, stattdessen nimmt man Punkte(....). Am Anfang steht der Name des Emil-Freundes, gefolgt von einem Klammeraffen (gelesen"at",sprich "ett",engl.für "bei"). Dieser zeigt an: Hier beginnt die eigentliche Angabe für den Futterplatz. Ihre Einzelteile werden im Net-Jargon "domains" genannt, das bedeutet soviel wie "Gebiet oder Bereich". Die Angabe dieser Bereiche ist immens wichtig, denn es gibt kein Verzeichnis aller Internet-Futterplätze, sondern jeder Rechner leitet Emil an die Stelle im Net weiter, zu der er Kontakt hat und die der jeweils nächsten Domain ein Stück näher liegt.

So wie die Post die Adresse von "unten nach oben" abarbeitet, arbeitet Emil sich von rechts nach links voran. Jedes System leitet Emil an den nächsten ihm bekannten Weg weiter, bis der Futterplatz erreicht wird.

Die einzelnen Biotope des Net, auch landläufig Computer genannt, arbeiten mit Zahlen nicht mit Namen, jedes Biotop verfügt über eine eindeutige, in Zahlen angegebene Adresse, diese besteht aus einer Reihe von vier durch Punkte getrennte Zahlen, von denen jede zwischen 1 und 256 liegt. Aus der Angabe des Futterplatzes: Anton.Logbuch@haus1.neandertal.klemmbach.de wird sich Emil nun als erstes beim sog. Nameserver die entsprechende Zahlenkombination holen, um sie als Wegweiser zu benutzen, bevor er sich beschleunigt auf den Weg machen kann. Wenn ein Biotop diesen Wegweiser zu sehen bekommt, fragt er beim nächsten ihm bekannten Biotop nach, dort probiert man dies nun wiederum und Emil wird weitergeschickt bis zum nächsten Biotop, bis endlich alle Domains zum Klammeraffen gefunden sind, denn dann hat Emil seinen neuen Futterplatz gefunden. Allerdings kommt es öfter vor, dass sich Emil unterwegs einem Clon-Prozess unterzieht, nämlich wenn unter der Angabe des Futterplatzes noch ein weiterer Futterplatz angegeben wurde. Diesen Clon-Prozess kann man in Gang setzen, wenn man unter CC: einen weiteren Futterplatz angibt, CC steht für "Carbon Copy", was nichts weiter bedeutet als "Durchschlag", aber Emil wird bei seiner Ankunft am neuen Futterplatz petzen, dass er sich unterwegs geclont hat. Wenn er nicht petzen soll, dass ein Clon-Prozess durchlaufen wurde, dann sollte nur unter "BCC:" weitere Futterplätze angeben, BCC="blinder Durchschlag", das bedeutet, daß Emil-Clone nicht sprechen können. :) Kleiner Scherz wenn Sie erlauben.

Attachments sind die großen Tragetaschen, die Emils ständig mit sich rumschleppen und wir können sie vollstopfen mit allerei Zeugs, dass wir schon immer loswerden wollten. Landläufig sagt man auch Multimedia-Erzeugnisse dazu.

Das Net ist groß und leider gibt es auch viele Fallen für unsere Freunde die Emils. Trifft Emil nun im Verlauf seiner Reise auf einen Fehler, wird er in 99% aller Fälle an seinen alten Futterplatz zurücklaufen. Sollte Emil sich gerade in einem Biotop befinden, auf das ein frisch gefällter Baum niedergeht, dann hat er jedoch keine Chance zur Flucht und ist für immer verloren. Die Daemons der Emils weisen ihnen den Rückweg und geben ihnen auch noch eine gute Ausrede mit auf den Weg. Wenn ein Emil zurückkehrt weil er: Anton.Logbuch@haus1.neandertal.klemmbach.de nicht gefunden hat, dann sieht es in etwa so aus:

From:mailer-deamon@hobby.atomphysikervereins.org

The following address had delivery problems

550 Anton.Logbuch@haus1.neandertal.klemmbach.de...User unknown

---Original message follows---

blabalabal Dein Freund Alfred

Nun liebe Freunde der Emils, hier sind noch einige andere Ausreden, die die Daemons den Emils einflüstern:

Die fünf oberen Ausreden sind oft auf Schreibfehler zurückzuführen, die vier unteren sind oft nur temporärer Natur, so dass man Emil sofort noch einmal losschicken sollte.

Wenn nichts hilft, dann nutzt es häufig sich an den Meister der Daemons zu wenden, auch Postmeister genannt. In unserem Beispiel ist diese abzuleiten zu Daemon der die Rücksendung angeleiert hat:

From:mailer-deamon@hobby.atomphysikervereins.org

also schreiben wir an:

Postmaster@hobby.atomphysikervereins.org

So meine lieben Freunde, das soll es für heute gewesen sein, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und schauen sie mal wieder rein bei: Emil-TV

Durch die Sendung brachte Sie Perle, Emil-ForscherInnen


Aus der © CHAT NOIR Mailbox: www.chatnoir.de und online unter diesen Rufnummern
Erste Veröffentlichung: 13.1.1999 von Perle
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