Referat "Klingonenopern"

Die traditionelle K. beeindruckt durch ihr martialisches Klangbild und ihre bildhaft- naturalistische Lautmalerei. Kennzeichnend ist für sie der dreistufige Verlauf, wobei der Protagonist, zumeist ein junger Held, die Stadien "Kk'rach?" ("Selbstüberschätzung"), "Ll'aerrmm!" ("Selbstzweifel") und "!Rr'add'au" ("Selbstreinigung") zu bewältigen hat.

Bevorzugtes Thema klingonischer Librettisten ist seit Jahrtausenden die Ehre und ihr Verlust. Üblicherweise endet die K. daher in einem reinigenden Blutbad. Da es als unehrenhaft gilt, Theaterblut zu verwenden, überstehen die Künstler selten die erste Vorstellung und haben kaum Gelegenheit, über die Grenzen ihres Hauses hinaus bekannt zu werden.

Neben dem Einsatz folkloristischer Elemente wie Schmerzchöre, Geißelglocken und und Säbelharfen ragt die Brüllarie als unverzichtbares Element der K. heraus. Sie untermalt im Verlauf der blutigen Kampf- und Liebesszenen (welche für Laien aus einem außenstehenden Kulturkreis nicht zu unterscheiden sind) die innere Spannung des Protagonisten.

Wohl bedeutendster Vertreter der K. ist der Komponist und Librettist Urf (1958 - 2013). In seinem 1997 uraufgeführten Hauptwerk "Patach!" ("Blut und Ehre") findet die K. als Kunstform einen vorläufigen Höhepunkt. "Patach!" mit seinen anmutigen Todesszenen, seinem furiosen Finale, in dessen Verlauf sich der entehrte Held in sein Batthlebb (klingonisches Krummschwert) stürzt, und seiner Instrumentierung mit Schlagstöcken, Würgehölzern und Brenneisen gehört zum klingonischen Volksgut und wurde anläßlich des alljährlichen Blutfestes jahrhundertelang von klingonischen Grundschülern aufgeführt.

Anfänglich tief in traditionellen Klang- und Handlungsmustern verhaftet, wendet sich die K. im späten 24. Jahrhundert unter dem Einfluß der Föderation bislang unbekannten Themenkreisen zu ("Neue Oper"). Junge Komponisten versuchen, das Althergebrachte zu überwinden und zu neuen Themen zu finden. Typische Vertreter der "Neuen Oper" sind die Tonsetzer Schwuchtt ("Du siehst toll aus, Bruder!"), Schnoddorr ("Meine Ehre ist mir egal"), Partti- Turr ("Scheiß auf den Krieg", "Versöhnung mit dem Feind"), Sabb'err ("Ich bin ein Weichei!", "Ich habe Angst!") und Fei'ckk ("Ich ergebe mich kampflos!").

Von Puristen als "dekadent" gebrandmarkt, erreichen diese Werke heute dennoch ein breites, vor allem jugendliches, Millionenpublikum. Sänger haben erstmals die Chance, mehr als eine Vorstellung zu geben. Namhafte Musikwissenschaftler behaupten, daß sich die traditionelle K. für immer überlebt habe.

Quelle: Reclams Opernführer, Jg. 2534


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Erste Veröffentlichung: 27.10.1997 von Holger
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