Fridolins Usertypologie

Hier also ein Prototyp einer Usertypologie. Einiges muß noch daran gearbeitet werden. Ich habe gemerkt, daß ich noch einiges an Feldstudien betreiben muß, um einen größeren Erfahrungsschatz in die Betrachtungen einzubringen. Ob eher entwicklungspsychologische oder komische Momente abgefaßt werden sollten. Ob ich eher spezifische Verhaltensweisen in Bezug zur DFÜ behandele oder einen Rundumschlag in die gesamte gelebte Welt eines Usertypus mache, weiß ich noch nicht so recht. Diesem Schwanken habe ich daher der ersten Usertypologie gewidmet:

  • Der/Die/Das Unentschlossene
  • Der Beobachter
  • Narziß
  • Anarchist
  • Der Schizoide
  • Der alte Kämpfer
  • Die graue Maus

  • Der/Die/Das Unentschlossene

    Entwicklung

    Diesem User ist das Zögern eigen. Das wurde ihm schon mit der Muttermilch gegeben, als er sich nicht entscheiden konnte, ob er nun die linke oder rechte Brust nehmen sollte. Die KITA und die Schule fielen ihm insofern leicht, als daß in diesen Institutionen keine Entscheidungen gefällt werden müssen. Es wird über das Kind entschieden, es hat keine eigenen Entscheidungen zu fällen. Das Grundwesen der Erziehung ist Passivität, und darin ist der Unentschlossene Meister. Zeigt der Unentschlossene in seiner frühen Kindheit Tendenzen, so werden sie in der Erziehung zur vollen Blüte gebracht. Denn, Unentschlossenheit und Passivität werden belohnt. In Deutsch, Geschichte und Mathe ist er solange Spitze, solange es darum geht, Fakten aufzusaugen. Grammatik, Rechtschreibung, Geschichtsdaten und mathematische Formeln, bereiten keine Probleme. Diese kamen erst später, als Kreativität gefragt war: Aufsätze verfassen, geschichtliche Entwicklungen interpretieren, Mathematik auf praktische Probleme anwenden.

    Sexualität

    Handelt es sich um einen Mann: kaum. Bei einer Frau: eher zuviel, läßt sich leicht ausnutzen, hat mitunter vor dem 20. Lebensjahr schon drei Kinder und ebensoviele unterhaltspflichtige Männer. Die in unserer Gesellschaft festgefügten Sexualklischees und der geschlechtsspezifische Hormonstatus bürden dem Mann die aktive, der Frau die passive Rolle auf. Dementsprechend auch die unterschiedlichen Sexualwelten des Unentschlossenen im Gegensatz zur Unentschlossenen.

    Verhalten in der Box

    Ein Wunder, daß der Unentschlossene überhaupt in einer Mailbox präsent ist, muß er doch auf dem Weg dorthin, schwerwiegende Entscheidungen gefällt haben: welcher Rechner, welches Betriebssystem, welches Modem, welche DFÜ-Software. Aber er hat es geschafft! Vielleicht durch die Vorgabe desjenigen, der ihm das Gerät verkauft hat, denn verkaufen, kann man dem Unentschlossenen selbst die verstaubtesten Ladenhüter. Der Verkäufer, erkennt den Unentschlossenen schnell und nimmt ihm die Entscheidung ab, wofür der Unentschlossene ihm extrem dankbar ist. Diese Dankbarkeit macht sich dann im Wortsinne auch bezahlt. Daß man einen Unentschlossenen in der Box findet, ist demnach extrem selten und auf aberwitzig unwahrscheinliche Umstände zurückzuführen. Das sich eine (weibliche) Unentschlossene in der Box aufhält, ist so gut wie ausgeschlossenen. Es sei denn, ein Mann zwingt sie dazu. Üblicherweise ist es aber so, daß der Mann einer Unentschlossenen ein prädestinierter Box-Nutzer ist, während sie die Kinder hütet (siehe oben unter Sexualität). Der Unentschlossene schreibt viel oder garnicht. Er pendelt nicht zwischen den beiden Extremen hin und her. Er kennt nur das eine oder andere. Er schreibt, wenn er schreibt, überall. Er hat zu jedem und allem eine Meinung - glaubt man. Analysiert man seine Texte genauer, wird man feststellen, daß er eigentlich keine Meinung hat, die den Namen verdient. Er wägt ab, relativiert, beschwichtigt, kommt nie zum Punkt, hat tausend Bedenken und versucht sie alle unterzubringen. Er vertritt, hat man den Eindruck, mehrere Seiten gleichzeitig. Genauer, er vertritt nichts, er ist zäh wie ein diplomatisch versierter Politiker, der hinter vielen Worten, eigentlich nur die Message verbirgt, daß er nichts weiß oder nichts zu sagen hat. Aber anders als der Politiker - das Wissen des Unentschlossenen ist vorhanden, kann sogar enorm sein (siehe oben unter Erziehung), er kann nur keine Position beziehen. Er glänzt förmlich, wenn es darum geht, Vorhandenes zu rekapitulieren. Er ist eine wandelnde Enzyklopädie, ein biologisch abbaubarer Brockhaus. Folglich ist er nicht in Rubriken zu finden, in denen diskutiert wird. Er fühlt sich wohler, wenn er sich zumindest tendenziell entschlossen hat, in Rubriken, wo er sein erlerntes Wissen zum besten geben kann.

    Zusammenfassung

    Insgesamt ist der Unentschlossene ein angenehmer User, der zuweilen (und vollkommen zurecht) widersprüchlich erscheint. Er wird es nie wagen, in einer Diskussion die Oberhand zu gewinnen, er sieht schnell ein, daß er doch nicht so recht entscheiden kann, welche Stellung er beziehen soll. Er pflichtet eigentlich jedem bei, was der Partner als äußerst entgegenkommend betrachtet. Der naive Selbstbewußte (siehe dort) glaubt, in Unkenntnis des Psychogramms seines Gegenübers, wieder mal einen bekehrt zu haben. Dem ist überhaupt nicht so. Der Unentschlossene ist jederzeit bereit, demjenigen beizupflichten, der eine total entgegengesetzte Meinung hat. Dieses Verhalten bringt den Unentschlossenen in gefährliche Nähe des Opportunisten. Ein Opportunist wechselt die Meinung, um eigene Interessen zu verfolgen, der Unentschlossene hat keine eigenen Interessen. Der Unentschlossene ist gutmütig, harmlos, graumäusig.

    Der Beobachter

    Entwicklung

    Soweit die Eigenschaft vom Vater kommt, hat er es schon als Samenzelle schwer. Viel lieber als dem Ei zu nahe zu treten, beobachtet und analysiert er die anderen Anwärter. Sollte es ihm dennoch genlingen, zum Beispiel weil die anderen sich ihre Köpfe eingeschlagen haben, die Eizelle zu befruchten,ist seine Laufbahn vorgezeichnet. Schon die ersten Geräusche, die er als Embryo wahrnimmt, wird er als Anlaß nehmen, Mutmaßungen über die Welt anzustellen, wenn er ein Zwilling ist, werden beide aus der hintersten Ecke der Gebärmutter heraus den anderen beobachten und sich ihre Gedanken drüber machen.

    Der Mutter wird er keine großen Sorgen machen. Er beobachtet lieber, ist sonst eher still weil er schon jetzt niemanden den Vorwand liefern will, etwa selbst aufzufallen.

    Nach der Entbindung müssen die Ärzte schon kräftig zuschlagen, um einen Laut aus ihm herauszukriegen. Immerhin ist er eingehend mit seiner Umgebung beschäftigt und versucht sie in seine Theorien über die Welt, die er vor der Geburt gewonnen hat, einzuflechten. Dieser rauhe Kontakt mit der Welt wird seine Position stärken, das er über den Dingen steht und er wird seine Analysebemühungen fortsetzen.

    In der Schule wird er eher ein Einzelgänger werden, in interessiert es viel mehr den anderen beim spielen zuzusehen, als selbst tätig zu werden. Je nach anderen charakterlichen Eigenschaften wird er dank seiner Gabe entweder zum Petzer oder behält seine Gedanken für sich und blickt auf die anderen herab.

    Demzufolge ist auch seine berufliche Laufbahn abzusehen. Bestenfalls wird er Psychologe, wenn er es schafft seine Einschätzungen anderen Menschen und seiner Umwelt diesen zur Lösung ihrer Probleme mitzuteilen, schlechtestenfalls IM, Blockwart, Abteilungsleiter oder Politiker, wenn er seine Beobachtungen nur zum eigenen Vorteil nutzt. Etwas zu bewegen wird er kaum in der Lage sein, er kann zwar beobachten aber er hat es nie gelernt zu handeln um seine hohe Position nicht zu gefährden. Er wird als Abteilungsleiter wie als IM ausgezeichnet sein, seine Berichte über Kollegen umfassend abgeben und sich freuen, das endlich jemand seine Fähigkeiten erkannt hat. Als Politiker wird er eher Hinterbänkler bleiben, als Psychologe zum Mittelfeld gehören, da er mit seiner zurückgezogenen Art zwar andere bestens analysieren kann, aber ihnen wenig helfen. Seine Vorgesetzten werden ihn zu schätzen wissen, wenn er nicht mit Ihnen an einem tisch sitzt.

    Sollte er es schaffen von seinem hohen Roß runter zu kommen, hat er beste Chancen Satiriker zu werden, da er die ungereimtheiten des Lebens bestens -nun ja - beobachtet hat. Allerdings ist die Chance eher gering, da grade für den Beobachter schwer ist aus sich herauszutreten.

    Der Beobachter als User

    Er wird sich im allgemeinen eher zurückhalten und weidet sich an den Wortgefechten der anderen, durchschaut natürlich sofort wer was aus welchem Grunde schreibt. Er selbst wird sich jedoch eher selten zu Wort melden, noch seltener eine eigene Meinung vertreten. Nicht auszudenken, wenn ihn jemand genauso treffend analysieren könnte, wie er es bei den anderen versucht.

    Wenn der seltene Fall eintritt, das er sich zu Wort meldet, wird alles korrekt und relativ emotionslos zu lesen sein. Er wird sich eher um die User und ihre Texte kümmern, als um den Inhalt der Texte, da der Stil ihm viel mehr über die User sagt, als der Inhalt über die Welt. Glaubt er zumindest. Zuzutrauen ist ihm, das er unter einem Pseudonym schreibt, um die Reaktion der anderen User auf spezielle Provokationen zu studieren. Auf Usertreffen wird er stets ruhig sein, zuhören, ab und zu mal einen Witz den er irgendwo gehört hat einstreuen, um zu sehen, wer drüber lacht. Nicht auszuschließen, das er speziell für den Zweck ein ausgesuchtes Repertoire auf Lager hat, um die Klassifizierung der user voranzutreiben.

    Wie geht man mit einem Beobachter um? Solange er keinen Kontakt mit dem eigenen Vorgesetzten hat, ist er recht ungefährlich. Man kann sich gut mit ihm unterhalten, wenn es um belanglose Dinge geht. Diskutieren wird man mit ihm wenig können, da er zwar eine eigene Meinung hat, aber er es entweder nicht wert findet, diese nur einem anderen User mitzuteilen, oder aber nur eine Meinung über den User existiert, nicht jedoch über das Thema. Man lade ihn nur nicht zu einer Party ein, vor allem denn nicht, wenn man niemanden haben will, der in der Ecke steht, ab und zu schmunzelt und für sein Glas Bier eine Stunde braucht. Ein paar von solchen Typen, und der Abend ist verloren. Eine engere Freundschaft birgt ebenfalls Probleme - man kann ihm zwar die eigenen schildern, so fern man welche hat, jedoch wird man keine Lösung erwarten dürfen. Weiterhin bedeutet Freundschaft Gefühle und keine Analyse. Wenn man sich nur mal ausquatschen will und keine Probleme mit hat, was mit dem gesagten passiert, dann ist der Beobachter jedoch genau der richtige. Wenn man einen Beobachter ärgern will, erzählt man ihm am besten, das man ihn als beobachter identifiziert hat. Das wird das Weltbild seiner Befähigung zum Beobachten und Analysieren ins wanken bringen, da es einen anderen gibt, der scheinbar ihn analysiert hat. Und analysieren kann man nur über den Dingen.


    Narziß

    Einleitung

    Über alles liebt der Narzist sich selbst. Als zweites liebt er seine Werke.

    Entwicklung

    In früher Kindheit machte sich dies zuerst in der Analphase bemerkbar. Wenn das Töpfchen voll war, stieß er Laute des Entzückens aus und eilte zur Mutter, um ihr das Wunderwerk zu zeigen, das in seinem Enddarm schlummerte und nun in voller Gestalt der Allgemeinheit offenbart wurde. Die Mutter, nur Pädagogik im Sinn und bestrebt, daß der Sohnemann baldigst stubenrein werde, beging den Fehler, den gestaltgetreuen Ausguß seiner Innereien zu bewundern, den Sohn in die Arme zu nehmen und zu liebkosen. Das Kind auf diese Weise konditioniert, lernte die Welt dreigeteilt zu sehen: da ist er, dort sein Werk, da hinten die Bewunderer.

    Der narzistische User

    Der Narzist schreibt viel, aber nur dann, wenn er Bewunderung erntet. Bleibt sie aus, so wendet er sich ab und Dingen zu, die ihm den Nötigen Applaus bescheren. Am liebsten liest der Narzist seine eigenen Texte. Er müht sich auch redlich ab, verbessert hier ein wenig, dort eine leichte Einrückung im Absatz, jetzt noch ein anderes Synonym. Er schreibt nie online. Bald ist es geschafft, fehlt noch ein I- Tüpfelchen. Er logt sich ein, schmeißt das Upload- Programm an. Feierlich läuft das Werk vom Stapel. Wieder ein Glanzlicht der Weltliteratur der Plebs zur Verkostung gegeben. Oh, diese Unwürdigen, wenn sie nur wüßten! Da er aber in einem Medium, das auf Dialog baut, nicht weit kommt, wenn er stets nur sich beweihräuchert, läßt er sich dann und wann herab, auch anderer User Geschriebenes zu rezipieren. Die niedere Literatur, die er dort sieht, bekräftigt ihn nur in seinem Glauben, der größte und tragischerweise verkannteste Schriftsteller des Universums zu sein. Aber was soll es, selbst wenn die Resonanz nicht kommt, die nötige Ehrerbietung nicht folgt, ach, was können die armen Seelen nur dafür, daß ihnen so wenig Geist zuteil wurde, um den wahren Charakter seiner Schaffensbekundungen zu erkennen. Eigentlich läßt er sich auch nicht auf Diskussionen ein, dieses Feld können die anderen beackern. Was soll er sich dort tummeln, wo die Fliegen um den Mist tanzen. Das Höhere und Allerhöchste sind seine Elemente. Deswegen liebt er es Material in die Box zu laden, das keine Dialoge nötig hat. Es sind meistens kleine, in sich Abgeschlossene Texte voll von verbalen Ergüßen, die seiner jeweiligen Leidenschaft folgen. Nie aber andere Reaktionen wecken sollen als Bewunderung und Anerkennung. Formulierungen, die den Widerstand, ja das Widerwort oder sogar den Haß anderer heraufbeschwören könnten, werden instinktiv vermieden.

    Wirkung auf die anderen

    Es ist alles so glatt, ohne rauhe Flächen, Ecken und Kanten, was der Narzist so schreibt. Was für die Töpferkunst Nippesfiguren auf dem Kaminsims sind, ist für das geschriebene Wort der narzistische Seelenerguß. Der Narzist kann manchmal imposant wirken, ist jedoch meistens ziemlich herablassend. Sind seine Texte mittelmäßig, wird er bald von der Userliste verschwinden, weil er einfach nicht genug Anerkennung findet und sich dem Cyber-Selbstmord hingibt. Ist er gut, ist er unausstehlich, weil er spürt, daß die anderen seine Leistungen schätzen. In dieser Situation kann er leicht zur Inkarnation der Arroganz werden, da die für ihn günstigste Konstellation eingetreten ist und die drei Eckpunkte seines Wesens in vollem Einklang zueinander stehen: er selbst, sein Werk und seine Bewunderer.

    Der Anarchist

    Entwicklung

    Die vorgeburtliche Lebensphase war ihm ein Graus. Auf engem Raum beschränkt im Bauch der Mutter. Festgekettet an der unseligen Nabelschnur. Auf Gedeih und Verderb dem ausgeliefert, was durch diese Biopipeline geliefert wurde. Gezwungen all die Bewegungen mitzumachen, die die Mutter tat, hat er ein entsprechend leicht gestörtes Verhältnis zu ihr. Er sieht in ihr den Ur-Reaktionär, der eigens existiert, um ihm das Leben sauer zu machen. Entsprechend wurde sie bekämpft. Die Mutter empfand ihn als ziemlich widerspenstig. Er war ungehorsam. Er tat immer genau das Gegenteil, dessen was man ihm sagte. Solange er noch jung und naiv war, konnte man ihn durch den Trick, ihm das genaue Gegenteil von dem zu sagen, was man von ihm wollte, letztlich doch dazu bewegen, das richtige zu tun. Die Drögeren unter den Anarchisten kriegt man auch in späteren Lebensphasen auf diese Weise klein. Ein kleiner Prozentsatz intelligenterer Exemplare durchschaut das Spiel, das mit ihm getrieben wird und tut weder das, was man von ihm erwartet, noch das genaue Gegenteil davon. Dieser Typus bewegt sich völlig irrational und unberechenbar, ja planlos durch die Gegend. Allerdings um den Preis, das er selber nicht mehr weiß, was er will und somit nicht in der Lage ist, sich eine materielle Grundlage zu schaffen. Damit wird er in der Regel wahnsinnig und zum Sozialfall. Sein Lebensweg ist dadurch gekennzeichnet, daß er den Nabel seiner Mutter gegen die Barmherzigkeit der Gesellschaft tauscht. Der Anarchist ist der Unfreieste aller, weil er stets fremdbestimmt ist, obwohl er es nicht wahrhaben möchte. Seine Verhaltensweise ist auf die Umkehrung und In-Frage- Stellung vorhandener Werte abgestimmt, womit er gleichzeitig von ihnen abhängig ist. Ohne diese vorgegebenen Werte wäre seine Existenz sinnlos. Neues zu schaffen ist er nicht in der Lage. Seine ganze Lebensenergie setzt er in die Widerspenstigkeit ein, da bleibt ihm nichts, um auch noch kreativ zu sein. Die Menschheit ist für ihn zweigeteilt, die eine Hälfte, das sind die Spießer, die andere, das ist er.

    Der Anarchist als User

    Obwohl er ihre Werte und damit auch die Gesellschaft haßt, sie beispielsweise als spießig und bürgerlich abkanzelt, kann er doch nur in ihren Humus gedeihen. Zum einen braucht er sie als Quelle all der Dinge, die er ins Gegenteil verkehrt, ist damit psychisch von ihr abhängig. Zum anderen braucht er sie als Versorger seiner materiellen Bedürfnisse wie Nahrung und Wohnung und ist damit auch noch physisch von dem abhängig, was er haßt. Diesen Zwiespalt erkennt er sehr wohl und kompensiert ihn dadurch, daß er daraus zeitlebens seine anarchische Kraft bezieht. Woran erkennt man ihn in der Box? Ganz einfach, er schert sich überhaupt nicht um Rechtschreibung und Grammatik. Man könnte zunächst glauben, daß Satzzeichen von ihm nach belieben verstreut, Worte so geschrieben werden, wie noch nicht einmal der neue Duden es gewagt hätte vorzuschlagen. Aber auch hierin liegt ein Widerspruch verborgen, der den Anarchisten sein Leben lang begleitet. Er ist abhängig von der Gesellschaft (siehe oben), muß also, um sich verständlich zu machen, einen Rest an strukturierter Sprache beibehalten. Zudem ist er eitel genug und möchte nicht als blöd hingestellt werden, indem man behauptet er könne nicht korrekt schreiben, weil es ihm an Intelligenz mangelt. Somit macht er Fehler, die selbst der naivste User als eindeutig anarchisch erkennen kann. Die Groß- Kleinschreibung in der deutschen Rechtschreibung wird eindeutig mißachtet, solange es sich um Hauptwörter handelt, die mitten im Satz stehen. Der Satzanfang wird demgegenüber stets mit einem Großbuchstaben begonnen (siehe Strukturiertheits- und Blödheitsargument), Kommata werden nicht falsch positioniert. Sie fehlen, wenn es eindeutig ist, wenn die Struktur Mangel leiden würde, sind sie plötzlich da. Vom Inhalt des Geschriebenen her ist er eindeutig zu charakterisieren: er ist die Inkarnation der Opposition. Er nimmt stets den gegenteiligen, anarchischen Standpunkt ein. Wo von Gesetzen und Regelungen die Rede ist, hat er sein Fressen gefunden. Sie werden als überflüssig abqualifiziert. Seine Meinung ist z.B. überdurchschnittlich häufig im Verkehrs- und im Rechtschreib-Pin vertreten. Standard-Standpunkte und Allgemeinplätze ihm ein Greuel. Mit teilweise subversiven und ins kriminelle überschwenkenden Vorschlägen versucht er gegen sie anzukämpfen, und erntet, was er möchte, das Aufbegehren und den Zorn der Spießer. Sie zu provozieren, schafft ihm Befriedigung. Das ist die Kraft, die seinem Leben Sinn gibt.

    Wie gehe ich mit dem Anarchisten um?

    Zunächst einmal kann man im Zusammenhang mit Anarchisten nicht von "Umgang" sprechen. Eine freundschaftliche Beziehung schließt sich aus (siehe weiter oben zweigeteilte Welt). Man kann aber von ihm profitieren. Die In-Frage-Stellung des eigenen, wohlgehegten Weltbildes, kann erfrischend und anregend sein. Sollte man sich provoziert fühlen, so hat er dies beabsichtigt. Man hat dann die Wahl, über die eigene Naivität zu schmunzeln und das Thema zu beenden, oder einfältig zu bleiben, sich heiß zu reden und wütend zu diskutieren. Nach einem Round im Argumenten-Ring mit dem Anarchisten als Sparringspartner sollte man sich wohl fühlen, selbst mit zwei blauen Augen, oder man riskiert Magengeschwüre. Der Anarchist ist erfrischend wie saure Drops. Sollten aber nicht zum Grundbestandteil der Ernährung werden.

    Der Schizoide

    Einleitung

    Als Schizoid wird eine Person erachtet, wenn ihre Persönlichkeit gespalten ist. Der Schizoide schlüpft gerne in Rollen, die seiner in der Gesellschaft verankerten, diagonal entgegengesetzt ist. Diese Rollenwandlung mag bestimmte Charaktereigenschaften betreffen - intelligente Leute wollen auch mal dumm sein, Duckmäuser mal den Chef markieren, Patienten auch mal Onkel Doktor spielen. Rollenwandel kann sich auch im Bereich der Sexualität vollziehen. Seien wir uns bewußt, daß uns unsere Biologie meist die sexuelle Rolle vorgibt, diese aber, wie alle anderen Rollen, auch durch bewußtes Handeln abgelegt und verändert werden kann. Dummheit schützt vor Schizoidie, da die Dummen meistens nur das sein können, was sie sind. Um Rollen zu tauschen, muß man also überdurchschnittlich intelligent sein - nur vom Höheren geht der Weg zum Niederen, das nennt man Entropie. Eine gehörige Portion Beobachtungsgabe und Analytik sind zwingend. Dazu gehört noch eine Grundunzufriedenheit mit dem, was der Schizoide eigentlich ist, oder ein Lustgewinn durch das Hineinschlüpfen in die ausgewählte Rolle. Einen besonderen Reiz wird durch das Element der Heimlichkeit erzeugt. Der Rollentausch soll unbemerkt bleiben, Entdeckung ist das peinlichste, was dem Schizoiden widerfahren kann. Aber auch das gehört zur Lust - die ständige Angst vor Entdeckung gibt den ultimativen Kick.

    Entwicklung

    Der typische Schizoide ist erstgeboren. Von ihm wurde schon zu früher Kindheit erwartet, besondere, meistens verantwortungsvolle Rollen als dem Ältesten der Geschwisterreihe einzunehmen. Er konnte nie das werden, was er wollte, sondern nur das, was er sollte. Der Keil der Persönlichkeitsspaltung wurde also schon früh hineingetrieben. Das jüngere Geschwister, vor allem wenn es sich um ein gegengeschlechtliches handelt, ist der Antipode. Es ist verwöhnt, verzogen, genießt Privilegien, die der ältere hart erkämpfen mußte - wie gerne wäre man doch mal der jüngere mit dem anderen Geschlecht. Hier setzen nun die Kompensationsmechanismen an. Da versucht der pubertierende Jüngling schon mal die Unterwäsche seiner Schwester und bemerkt, daß ihr Slip an entscheidenden Stellen zu eng ist, während das Unterhemd einer größeren Oberweite Raum gibt als bei ihm. Karneval oder Halloween sind tolle Zeiten für den Schizoiden. Wie gerne er sich doch zu diesen Anlässen verkleidet und manchen Bekannten einen gehörigen Schrecken versetzen kann, indem er mit genialer Überzeugungskraft die Rolle einer jenem Bekannten vertrauten Person einnimmt. In gewisser Weise sind seine Züge dämonisch. Der Schizoide wird im Freundeskreis geschätzt, vielleicht ein wenig bewundert, aber nie wirklich geliebt.

    Der User

    Die Welt des Rollenspiels ist die des Schizoiden. Wie eignet sich da doch die jene artifizielle soziale Architektur wie sie die Online- und Cyberwelten schaffen können. Die Möglichkkeit die wahre Identität von vorneherein abzustreifen, die physische Wirklichkeit nicht bezeugen zu müssen, hat eine enorme, verzückende Anziehungskraft. Heute bin ich Karl, morgen Karla, demnächst Carlos oder auch Carolus. Die Metamorphose ist beliebig. Das Genie erfand den Computer. Ein Schizoider die Möglichkeit sie miteinander zu verbinden und Kommunikation in eine virtuelle Phase zu bewegen. Die Begeisterung der Mailboxwelt muß von Schizoiden getragen sein, die ihre reale Existenz der Gemeinde verweigern wollen. Die Physis oder das unabänderlich Körperliche weicht, es kommen die Geister, die sich selbst schaffen. Die Genesis in der Ursuppe der Cyberwelt kristallisiert Geschöpfe, die vorgeben etwas zu sein, was ihrer eigenen Vorstellungswelt entspringt. Die Freiheit ist grenzenlos, solange das Medium beschränkt bleibt. Verbinden nur abstrakte Buchstaben und Zeilen diese Kunstwesen. Kommunizieren sie nur über Text, so können sie sich beliebig entfalten. Je mehr Vorgegebenes eingebracht werden muß, umso stärker schwindet das Phantastische. Der Ton der Stimme, das Bild eines Gesichtes würde diese Welten augenblicklich vernichten. Das Geheimnis wäre gelüftet und der Schizoide seines Spiels beraubt - Tod dem audiovisuellem Vormasch in die Cyberwelt. Es sei denn, auch das Antlitz, die Sprache könnte beliebig gewandelt werden - welche Lust erzeugt doch diese Vorstellung!

    Der alte Kämpfer

    Seine Entwicklung umspannt ein ganzes Leben. Die entscheidende Prägung erhält er erst in seiner reifen Periode, so daß man an ihm keine typischen frühkindlichen Prägungsepisoden feststellen kann. Pech für die Freudianer!

    Den alten Kämpfer stelle ich mir vor mit schwarzer Augenklappe und mindestens einem Holzbein. Und eine Hakenhand, mit der er wild um sich schlägt, wenn ihm etwas nicht paßt. In Wirklichkeit wird er diese Stigmata nicht nach außen, am Körper tragen. Es sind schwielige Vernarbungen im Inneren. Die gröbsten Verletzungen, die der alte Kämpfer erlitten hat, sind die der Seele. Die Verletzungen, unter denen er am meisten zu leiden hat, sind nicht etwa auf dem Schlachtfeld geerntet worden. Sie kamen erst viel später, als die Spannung zwischen Ideal und Realität so groß wurde, daß sich Risse in der Seele bildeten, die zu Spalten und schließlich zu den schwärenden Wunden wurden, unter denen er auch heute noch leidet. Er wurde erzogen zum Gehorsam, kritiklos anzunehmen, was man ihm auftrug. Erzogen wurde er zu lieben, die Inhalte, die man ihn lehrte, zu hassen all das, was diesen Inhalten zu wider lief. Merke - er wurde nicht zur Erkenntnis sondern zur bedingungslosen Liebe erzogen! Nicht der Geist war Gefäß für den Inhalt sondern die Seele. Um so größer die Enttäuschung, als sich herausstellte, daß die Inhalte nichts taugten und das mit Liebe Anerzogene eigentlich nur Haß war. Das Leben hat diesem Liebenden von einem Tag auf dem anderen den Boden unter den Füßen weggezogen. Wäre der Geist allein betroffen, könnte der Kämpfer durch geistige Tätigkeit wie Denken, Reflektieren, Standpunkte gegeneinander abwägen, diese Enttäuschung überwinden und dem Leben neue Inhalte geben. Dieses schaffte er auch zu einem ausreichend guten Teil, so daß ihm eine weitere Existenz unter neuen Prämissen möglich war. Doch die Wunden, die jene enttäuschte Liebe in der Seele hinterließen, werden ihn zeitlebens als Narben begleiten. Und wie Menschen, die mit ihren rheumatischen Gelenken empfindlich aufs Wetter reagieren, so ist unser Kämpfer empfindlich für die vergangenen Laster; wie ein bekehrter Alkoholiker, der nach langer Nüchternheit auf einen einzigen Tropfen keine Grenzen mehr findet und soviel zu sich nimmt, wie es ihm die körperliche Verfassung erlaubt. Das, wofür die verletzte Seele so sensibel ist, kann ein bestimmtes Stichwort, eine parallele Situation, ein bestimmtes Ereignis sein, und schon entflammt unser Kämpfer! Dabei argumentiert er nicht und versucht auch nicht, das Ganze mit Vernunft anzugehen - ganz im Gegenteil: er wütet, randaliert, schlägt um sich. Aus ihm kommt all das heraus, was er schon längst vergessen glaubte. All die Parolen und andressierten Glaubensgrundsätze sprudeln in einer gewalttätigen Wortorgie aus ihm heraus wie aus einem Geysir.

    Der User

    Je nach Klugheit und Wortgewandtheit wird man auf alte Kämpfer unterschiedlichsten Niveaus stoßen können, die in ihrer Ruhephase durchaus angenehm und anregend sein können. Ihr Erfahrungsschatz ist groß, und sie können aus einem reichhaltigen Repertoire von Wissen und selbst Erlebtem schöpfen. Vorsicht ist geboten, wenn sich Situationen ankündigen, wogegen unser alter Kämpfer sensibel ist. Dies kann durch die Tagespresse, Rundfunknachrichten, TV und dergleichen vermittelt werden, aber auch Diskussionen über bestimmte Themen können Schlüsselreize darstellen, auf die er mit Tiraden wüster Äußerungen reagiert wie der Pawlowsche Hund mit Speicheln auf ein Klingelzeichen, das ihm bis dato immer mit Nahrung serviert wurde. Erfahrene User kennen diese wunden Punkte und werden es vermeiden sie zu erwähnen oder gar nur in ihre Nähe zu kommen. Aber daß Frischlinge in sein Revier laufen und wunde Punkte berühren, ist unvermeidlich. Auch kann man den alten Kämpfer schwer von den Tagesereignissen isolieren, so daß man bei der Flut heutiger Information davon ausgehen kann, daß dieser Usertypus uns solange mit seinen Anfällen behelligen wird, wie es seine körperliche Verfassung erlaubt. Spricht man ihn direkt auf seine Verfehlungen an, so sind sie ihm genauso wenig bewußt wie einem berühmten Alkoholiker, der von seinen Worten auch nichts mehr wissen wollte. Aber Vorsicht - der alte Kämpfer kann sich auch noch gut verteidigen, man achte besonders auf die Hakenhand, die abscheulich tief ins Fleisch schneiden kann. Er mag sich, weiter in die Enge getrieben, anfangs noch zu rechtfertigen versuchen. Wird es aber noch enger, beruft er sich auf Ideale, die er gerade noch verlacht hatte - Menschenrechte, Meinungsfreiheit etc. Er wird weinerlich und zieht sich wie ein geprügelter Hund zurück, um just in jenem Moment in alte die Form zu gelangen, wenn er das Schweigen seines Herrchens als Wohlwollen interpretiert. Haben ihn seine Anfälle zu sehr erschöpft, kann er sich auch schon mal für längere Zeit zurückziehen. Aber er kommt wieder, ohne Frage. So sehr er auch die Gesellschaft mißachtet, wenn er fest der Überzeugung ist, daß sie ihn verkennt, nicht ernst nimmt oder ihm mit Respektlosigkeit begegnet, so kann er doch nicht ohne sie sein. Er ist zu sehr Mensch, als daß er sich wie ein einsamer Wolf in tiefe Wälder verkriecht und sein Schicksal beheult. Seine Wunden schmerzen ihn, und er sucht Linderung unter Freunden.

    Therapievorschläge

    Das Beste wäre schlichte Isolation. Wie einem Süchtigen sollte man dem alten Kämpfer, die Schlüsselreize vorenthalten, auf die seine seelischen Blessuren mit Schmerzen reagieren. Vermeidet also tunlichst, die bekannten Schlüsselreize in Diskussionsforen des alten Kämpfers zu darzulegen, es sei denn Ihr steht auf Sado-Maso-Beziehungen. Der alte Kämpfer wird auch schon genug toben durch die Reize, die er von der Umwelt empfängt. Wenn er tobt, nur nicht versuchen, mit Diskussion, also auf der Ebene der Vernunft, auf ihn einzugehen. Das muß man mit Gefühl machen. Schimpfen und Beruhigen sind die Basisfarben der Palette, deren man sich bedienen muß. Wenn der Anfall da ist, kann man ihn allenfalls verkürzen. Der nächste kommt bestimmt, so daß der alte Kämpfer die Usergemeinde immer wieder schweren Belastungsproben aussetzen wird, wie ein Familienmitglied, das unter Epilepsie leidet. Aber sollte man ihn deswegen vertoßen? Er gehört doch zur Familie...

    Die Graue Maus

    Das Anruferprotokoll der Grauen Maus, auch bekannt als "Schattenuser", "stummer User", "Anti-User", "LUser (Low User)" sieht in etwa folgendermaßen aus:

    User.......Anruf.........Abwahl.abgesetzte Beiträge
    Graue Maus 08.02.97 19:11 19:11 0
    Graue Maus 08.02.97 16:25 16:28 0
    Graue Maus 09.02.97 19:20 19:21 0
    Graue Maus 09.02.97 19:19 19:19 0
    Graue Maus 17.02.97 22:00 22:01 0
    Graue Maus 18.02.97 17:38 17:38 0
    Graue Maus 20.02.97 17:15 17:16 0
    Graue Maus 21.02.97 00:18 00:18 0
    Graue Maus 22.02.97 21:38 21:38 0
    Graue Maus 22.02.97 21:37 21:37 0
    Graue Maus 22.02.97 20:12 20:12 0
    Graue Maus 28.02.97 21:48 21:49 0
    Graue Maus 30.02.97 16:29 16:29 0
    Graue Maus 30.02.97 16:27 16:28 0
    Graue Maus 31.02.97 07:38 07:38 0
    Graue Maus 02.03.97 18:31 18:33 0
    Graue Maus 02.03.97 18:28 18:30 0
    Graue Maus 03.03.97 15:56 15:56 0
    Graue Maus 03.03.97 06:04 06:04 0
    Graue Maus 04.03.97 22:36 22:37 0
    Graue Maus 12.03.97 08:30 08:30 0
    Graue Maus 13.03.97 02:07 02:07 0
    Graue Maus 16.03.97 23:50 23:50 0

    Er ruft zwar mit schönster Regelmäßigkeit an, ist also ein echter Freund der Mailbox, verhält sich aber absolut passiv. Passivität und eine totale Fixierung aufs Konsumieren ist die zentrale Eigenschaft der Grauen Maus.

    Entwicklung

    Die diesem Typus eigene Passivität leitet sich von einem massiven Trauma ab. Das Trauma nahm seinen dramatischen Anfang mit den Geburtswehen der Mutter. Die schwerelose Seeligkeit im warmen Bauch der Mutter wurde mit einem Mal gestört. Unbegreiflich zwar, aber unabänderlich sollte die bis dato als einzig für möglich gehaltene Existenz ihrem Ende zustreben. Von einem Augenblick auf den anderen wurde dem Feten mit dem Beginn der Wehentätigkeit klar, daß die schöne Zeit sich ihrem Ende zuneigt. Und als sei diese Erkenntnis nicht schlimm genug, wurde der Druck im Inneren der anschiegsamen Behausung unerträglich. Der Puls fing an zu rasen, der Schreck wurde immer größer. Und jetzt auch noch das: durch die Enge des Beckens ins Unbekannte ausgestoßen zu werden, die Konfrontation mit der kalten Luft, die auch noch danach verlangte stets ein- und ausgeatmet zu werden, wo doch bisher solche titanischen Mühen völlig unnötig waren. Das eklig grelle Licht, überhaupt Licht - eine Zumutung. Der Krach, die Geräusche, die jetzt ungedämpft ans Trommelfell drängen. Die Schwerkraft, die jede Bewegung unmöglich macht, wie gelähmt liegt man da, kann gerade mal die Arme bewegen, zu mehr reicht die eigene Strärke nicht. Es ist alles so schrecklich, so aussichtslos. Warum mußte ich in diese Welt ausgestoßen werden? Warum?! Die Belastung war so groß, die Enttäuschung so überwältigend, daß die Graue Maus beschloß, alles zu ertragen, ohne Widerwort bis sich die Situation wieder grundlegend ändert. Na ja, und darauf wartet sie auch heute noch.

    Boxverhalten

    Die Ströme des Lebens reißen die graue Maus mal hier mal dort hin. Und so wurde sie auch in diese Box gespült. Die Eindrücke werden aufgesogen wie Wasser von einem trockenen Schwamm. Er nimmt auf, konsumiert, aber keiner weiß, was er von all dem hält. Ob er für oder gegen Umweltschutz ist, Hühnerbrühe mag oder nicht, wir werden es wohl nie erfahren. Man könnte meinen, er habe sich einen Rechner ohne Tastatur ausliefern lassen, jedenfalls mit einer Tastatur, wo die Buchstaben fehlen. Fazit: Graue Maus - bitte melde Dich!!!


    Aus der © ChatNoir Mailbox: www.chatnoir.de und online unter diesen Rufnummern
    Erste Veröffentlichung: 6/96 - 4/97 von Fridolin
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