Ein Vogel

Copyright © 1998 Miron Schmidt.
Revision 3.
Geschrieben am 14.11.1992.

Und plötzlich verschwindet alles, und wird grün.

Und plötzlich siehst du--kaum zu glauben--einen Vogel. Er ist schöner, als die Legenden ihn beschreiben. Du kannst nur zuschauen. Er breitet die kleinen Flügel aus und flattert wild davon. Du hast ihn kaum erkennen können.

Und plötzlich steht da vor dir ein großes, zerbrechliches, rotes, braunes, gehörntes Tier. Genau vor dir. Du scheinst dich... scheinst dich zu erinnern. Vor langer Zeit hast du in einem Buch-Haus ein paar brechende Seiten geblättert. Da war ein Bild. --Reh. Das Reh senkt seinen Kopf, seine verzweigten Hörner berühren vorsichtig deine Kopfhaut, und die Flechten beginnen wieder zu jucken. Dann, mit einem leichten Satz, verschwindet es zwischen dem Grün.

Deine Augen tränen. Es riecht stechend und brennt in Augen und Nase. Irgendein Geruch macht dich husten. Du wußtest kaum noch, wie man hustet, aber jetzt, als deine Lunge zu glühen beginnt und dir vor Anstrengung das Wasser aus dem Mund spritzt, fällt es dir wieder ein.

Und plötzlich verschwindet alles, und wird grau. Und diesmal sind die Tränen ganz anders.


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