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Copyright © 1998 Miron Schmidt.
Revision 5.
Geschrieben ca. 1987.

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Er geht durch eine menschenleere Straße. Trümmer überall verstreut. Seine Schritte sind langsam, schleppend.

Er kommt an einem Stapel von Holzlatten vorbei, der so aussieht, als hätte man das Holz bewußt so gestapelt. Er weiß, daß dem nicht so ist. Obenauf: eine Warnlampe, deren orangefarbenes Licht in regelmäßigen Abständen ber die Straße verstreut wird.

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Am 24.12.1423 n.Chr., ein passendes Datum, war es dann soweit. Nachdem die Menschen der Erde, einem unscheinbaren Planeten im Sol-System, bewohnte Planeten außerhalb ihres Sonnensystems entdeckt hatten--der Planet Mellifluous wies eine ähnliche Lebensform auf wie die Erde--begannen sie den intergalaktischen Krieg mit einem überraschenden Schlag auf den Planeten Mellifluous.

Tausende Erdgeschwader schwebten lautlos über dem Planeten. Um 16:30 Uhr ME Erdzeit, während die Erdenbewohner ihren Kindern Geschenke überreichten, die diese glücklich annahmen, begannen die Geschwader, Neutronenbomben ber dem Planeten abzuwerfen. Die nichtkriegerische Zivilisation des Planeten hatte keine Chance zur Gegenwehr, da sie sich nicht einmal bewuss t war, daß es Krieg überhaupt gibt.

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Er geht weiter. Nach kurzer Zeit sieht er einen umgestürzten Lastwagen. Aus der nach oben weisenden Fahrertür ragt eine Hand. Es ist eine groteske Geste, die dieser Mann kurz vor seinem Tod vollführte.

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Nachdem die orkanartigen Winde sich beruhigt hatten, herrschte auf Mellifluous wieder Stille. Verschiedene Materialien waren wie Streichhölzer durch die Luft gewirbelt worden.

Nachdem der materielle Schaden angerichtet war, traten nun die Strahlen der Bomben in Kraft, deren Wirkung es ist, Blut im Körper gerinnen zu lassen.

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Er ist entsetzt, als er auf dem Straßenpflaster ein Mädchen liegen sieht, das noch im Tod seine Puppe umklammert hält.

Er beugt sich ber einen Mülleimer und erbricht sich.

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Die langsame Wirkung der Strahlen ließ die Menschen zehn Minuten lang leiden. Ein unbekannter Captain an Bord eines der Geschwaderschiffe versuchte verzweifelt, den Gedanken zu verdrängen, daß diese Menschen früher, so wie er es tun würde, wenn er wieder zu Hause sein würde, Feste gefeiert hatten. Er war nicht der einzige, der sich mit solchen Gedanken plagte.

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Ein leiser Wind streicht über die Straße, und er wischt sich die Lippen trocken.

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Eine Stunde später verließ unser Captain sein Mutterschiff mit einem kleinen Jäger und jagte auf die Oberfläche des Planeten zu.

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Er kommt an kleinen Gartenkolonien vorbei. Er betritt einen U-Bahn-Schacht, in dem die Leichen vieler Menschen liegen. Außer der unvorstellbaren Qual liest er in ihren Gesichtern ein Erstaunen und Nichtbegreifen der Vorgänge, die vor kurzem geschahen. Er zieht eine Pistole, hält sie sich an den Mund und drückt ab.

ENDE


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